Österr. Meisterschaften ü30/ü45/ü55 2010 - Tanzsportclub Aristocats Bregenz - Der junge Tanzclub in Vorarlberg

Österr. Meisterschaften ü30/ü45/ü55 2010

Graz
2. Oktober 2010

Die Meisterschaft der „vier kleinen Negerlein“…

Schon im Vorfeld der ÖM waren Benno und Babsi verletzungsbedingt ausgefallen – da waren’s nur noch drei.

Nachdem Michi und Karin mit Martin und Astrid gemeinsam schon am Freitag angereist waren, hatten die beiden Paare den Vormittag Zeit, sich ein bisschen in Graz umzuschauen. Der Bewerb von Ewald und Lisi war für 15:00 Uhr angesetzt und Martin und Astrid waren ohnehin erst am späteren Abend dran.

Ohne es vereinbart zu haben, trafen sich beide Paare schließlich zufällig am Schlossberg vor dem Uhrturm. Die vier waren gerade in der Schlossbergbahn talwärts, als Astrids Handy klingelte: Ewald und Lisi meldeten sich nach Autopanne vom Wettkampf ab und befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Heimweg. Da waren’s nur noch zwei.

Am frühen Nachmittag zog es die beiden noch übrig gebliebenen Paare dann an den Turnierort, wo man die befreundeten Paare der anderen Vorarlberger Clubs mit Beifall und Zurufen anspornte, bevor Martin und Astrid wieder zum Hotel zurückkehrten, um sich für ihren eigenen Bewerb fertig zu machen.

Das Turnier begann letztlich mit einer Stunde Verspätung. Alle drei Vorarlberger Paare gaben ihr Bestes und wurden auch nach Kräften von den zuschauenden Ländlepaaren angefeuert, trotzdem erreichte keines der drei das Finale. Martin und Astrid waren mit ihrem Turnier trotzdem vollauf zufrieden. Sie hatten nach ihrem Dafürhalten die bestmögliche Leistung geboten, in guter Stimmung und mit viel Freude getanzt und außerdem eine Finalteilnahme ohnehin nicht erwartet. Über die Ergebnisse dieser Meisterschaft im Allgemeinen, sowie über die Begleitumstände wie Fläche, Musik usw. wird sicher andernorts noch viel diskutiert werden. Aber dafür ist hier nicht der richtige Ort. Martin und Astrid hatten das einzige gemacht, was hier angebracht schien: Sich auf das Wesentliche konzentriert und alles andere ausgeblendet.

Den restlichen „Abend“ – eigentlich war es ja schon mitten in der Nacht – verbrachten die beiden Paare noch bei einem Gläschen Limo bzw. Wein in der Hotellobby. Es wurde noch kurz der Zeitplan für den Sonntag vereinbart, wo ja Michi und Karin ihr Turnier am frühen Nachmittag tanzen sollten.

Am nächsten Morgen traf man sich zum Frühstück. Am Tisch saß Karin gegenüber von einem stocksteif dasitzenden Michael mit glasigem, etwas introvertiertem Blick. „Was ist denn mit dir los?“ fragte Astrid sofort. „Ja, ich hab mich wohl etwas verkühlt gestern.“ Fakt war, dass Michi sich kaum bewegen konnte und Schwierigkeiten mit dem Atmen hatte, welches nur unter starken Schmerzen zu bewerkstelligen war. Fix war jedenfalls, dass an eine Turnierteilnahme unter diesen Umständen keinesfalls zu denken war. Stattdessen wurde Michi wegen Verdacht auf Lungenembolie mit der Rettung ins nahegelegene Krankenhaus geführt. – Da war es nur noch eins… (Und dieses hatte ja glücklicherweise die ÖM schon hinter sich.)

Martin und Astrid fuhren daraufhin noch kurz zum Turnierort um die Abmeldung vorzunehmen, als Martin von seinem Sturz beim Wandertag erzählte und davon, dass ihm die Rippen wehtäten. Kurz entschlossen fuhren die beiden daraufhin ins Unfallkrankenhaus, um Martin auf Rippenbruch untersuchen zu lassen. Man musste ja ohnehin warten, bis Michis Diagnose feststand. So konnte man die Abklärung ja auch gleich in Graz erledigen, statt unter Schmerzen bis nach Hause zu fahren. Praktisch zeitgleich mit Michis Diagnose: „Rückennerv eingeklemmt“, erfuhr Martin von seinem zweifachen Rippenbruch. Somit war dann auch das letzte „Negerlein“ außer Gefecht gesetzt.

Am Montag hatten Martin und Astrid alle Paare der Marie- und Duchesse-Gruppe unter dem Titel „Meisterschafts-Nachbesprechung“ eingeladen, doch auf jeden Fall in die HTL zu kommen. Großes Erstaunen herrschte, als die Paare nicht in den Turnsaal sondern in die Aula gebeten wurden und dort mit einem Gläschen Sekt empfangen wurden. „Was gibt’s denn eigentlich zu feiern? Das Turnier kann’s ja wohl nicht sein!“ Langsam, langsam… Zuerst durften Ewald und Lisi die Erlebnisse mit ihrem fahrbaren (oder eben auch streikenden…) Museumsstück erzählen, weswegen sie letztlich nicht auf der Meisterschaft waren.

Dann waren Michi und Karin dran. Michi war nach einem erfolgreichen Besuch beim Chiropraktiker schon weitgehend wiederhergestellt. Und zuletzt erzählten dann auch Martin und Astrid von ihrem Turnier.

Dann baten die beiden alle, ihr Glas zur Hand zu nehmen und mit ihnen auf dieses Turnier anzustoßen. „Diese ÖM war das letzte Turnier unserer Karriere. Wir beenden hiermit unsere aktive Laufbahn.“

Nun, diese Mitteilung löste eine ziemliche Schockwelle aus. „Das könnt ihr doch nicht machen!“ war noch die sanfteste Reaktion. „Doch, doch, wir haben uns das gut überlegt und werden damit künftig mehr Zeit für euch haben.“ Martin und Astrid boten noch einen kurzen Rückblick über ihre 22 Jahre dauernde aktive Laufbahn, die am 25. Juni 1988 mit dem ersten Turnier der Breitensportklasse (damals E-Klasse) in Stuttgart begonnen hatte und nach 334 Turnieren nun zu Ende gegangen ist.

Sie hatten davon gut ein Drittel in der Hauptklasse bis in die A-Klasse und ebenso viele Turniere in der S-Klasse getanzt. „Aber ihr tanzt schon noch?“ war dann gleich einmal die Frage. „Ja, klar tanzen wir noch. Wir werden auch weiter trainieren, aber wir haben damit keinen Zeitdruck mehr an einem bestimmten Tag eine Leistung erbringen zu müssen, die zu trainieren wir vorher eben nicht ausreichend Zeit hatten. Uns ist es zuletzt viel wichtiger geworden, euch auf eurem Weg optimal zu begleiten. Unser eigener Erfolg ist dabei so weit in den Hintergrund getreten, dass das Ende der Turnierkarriere nur eine logische Folge ist.“

Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, wurden die Konsequenzen noch heftig diskutiert. An ein Training war heute natürlich kaum zu denken. Aber es gibt ja noch viele weitere Abende bis zur nächsten ÖM.

Fotos Abschied vom aktiven Turniersport